Eigentlich gehen wir immer gleich vor, wenn wir einen neuen Ort erreichen. Wenn uns nicht schon vorher etliche Leute empfohlen haben, uns dies oder das anzuschauen, steuern wir das nächste Touristen Info Center an. In jedem noch so kleinen Ort findet man eins. Dort kann man sich dann über die Umgebung, Sehenswürdigkeiten, nah gelegene National Parks und Campmöglichkeiten informieren. Entweder unterhält man sich mit fast immer unmotivierten Mitarbeitern, oder man schnappt sich ein paar Broschüren und macht sich sein eigenes Bild. Wir machen immer beides, weil dann doch mal ein wirklich guter Tipp dabei sein kann.
Nachdem wir Fraser Island wieder verlassen haben, fällt es uns allerdings erstmal ein bisschen schwer, sich für etwas so richtig zu begeistern. Einfach weil dieser Trip wirklich ultimativ war. Wir fahren also einfach an der Küste entlang Richtung Norden. Werfen einen Blick auf Hervey Bay, Bundaberg, Agnes Water und 1770 und entscheiden uns dann einen National Park in der Nähe von Rockhampton genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Blackdown Tableland NP liegt ca. 180km westlich von Rockhampton. So weit landeinwärts sind wir tatsächlich noch nicht gefahren. Und das spannende dabei ist, dass sich das Land und die Umgebung sofort verändern. Wir fahren an den ersten Bottle Trees vorbei. Das sind Bäume, die –wie der Name schon sagt- aussehen wie eine Flasche. Der Stamm unten ist breit und wird oben kurz vor der Baumkrone ganz schmal. Diese Bäume sind typisch fürs Outback, das Northern Territory und Western Australia. Außerdem wird das Land weiter und trockener. Rinder soweit das Auge reicht. Und wir begegnen vielen Schwertransport -Fahrzeugen, da sich noch ein ganzes Stückchen weiter landeinwärts ein riesiges Mienengebiet befindet. Und wie so oft ist dies die einzige Strasse, die die Küste mit dem Landesinneren verbindet.
Der National Park befindet sich auf einem ca. 600m hohen Sandsteinplateau. Die Einfahrt führt durch flaches Land, auf dem sich hunderte Rinder tummeln und die Strassen versperren. An einem Baum hängen tote Dingos. Wahrscheinlich um diese wilden Hunde davon abzuhalten, Rinder zu reißen. Dann geht es irgendwann für einige Kilometer steil bergauf. Oben angekommen ist die Sicht bereits atemberaubend weit.
Tote Dingos zur Begrüßung |
Es gibt insgesamt fünf Walking Tracks zwischen 2 und 7km in dem National Park. Wir entscheiden uns dafür erstmal eine kleine Tour zu machen. Vorbei an riesigen Felsen und Wasserläufen, erscheint der Park erstmal nicht sehr besonders. Irgendwann markieren Steine dann auch schon das Ende des Weges und wir sind ziemlich enttäuscht. Das solls gewesen sein? Dann entdecken wir eine Art Trampelpfad und laufen den natürlich erst nochmal ein Stückchen weiter. Es wird immer felsiger, der Busch wird immer dichter. Der Wasserlauf neben uns wird immer breiter. Wir hüpfen über ein paar Felsen, so dass wir irgendwann auf einer größeren, felsigen Insel in einem kleinen Fluss stehen und dann können wir unseren Augen kaum glauben. 50m vor uns bildet sich der Wasserlauf zu einem Wasserfall. Von da aus fällt das Wasser ca.20m tief in eine Art Rock Pool, bevor es dann nochmal einige Meter tiefer fällt. Vor uns öffnet sich der Busch wie der Vorhang im Theater und wir blicken über satt grüne Schluchten und Berge ins weite Land. In diesem Moment haben wir uns wie Könige gefühlt. Wir, ohne eine weitere Menschenseele an diesem absolut magischen Ort. Wir klettern immer weiter. Versuchen jeden Felsen zu erklimmen, jede noch so kleine Ecke zu erforschen. Stunden vergehen, ohne dass wir es bemerken.
Natürlich bleiben wir über Nacht auf einem Campingplatz im National Park, um dann hoffentlich morgen nochmal von den Socken gehauen zu werden.
Wir starten früh am nächsten Morgen mit den nächsten Tracks. Wieder zieht uns die Natur in ihren Bann. Wir lieben es über Felsen von Flüssen zu laufen, die nur mit wenig Wasser gefüllt sind. Doch die Magie des gestrigen Tages ist nicht zu toppen. Noch nicht. Der letzte Track ist mit 7km der längste. Wieder gehen wir erstmal durch eher öde Buschlandschaft. Wir gehen bergab. Je weiter wir runter laufen, desto mehr verändert sich der Busch zum Regenwald. Bäume verdichten sich, das Grün wird saftiger. Dann wird der staubige Weg zu felsigen Stufen, die uns schnell noch sehr viel tiefer in den Regenwald befördern. Unten angekommen stehen wir plötzlich im Paradies. Das was vorher noch von dichtem Grün verdeckt wurde, erscheint jetzt in voller Pracht. Wir stehen am Fuße eines Wasserfalls. Riesige Palmen so weit das Auge reicht. Etliche Rock Pools reihen sich aneinander. Das Wasser fällt von hier aus immer tiefer und tiefer in den nächsten Rock Pool. Wieder haben wir diesen Ort für uns alleine. Und wieder versuchen wir jede Ecke zu erschließen. Dieser Ort ist so absolut friedlich. Du vergisst alles um dich herum.
Blackdown Tableland Nationalpark |
Im Nachhinein betrachtet gehört der Blackdown Tableland National Park mit zu den Top ten der schönsten Plätze, an denen wir waren. Vielleicht auch, weil wir vorher noch nichts davon gehört haben und keine großen Erwartungen hatten. Es war die Extra-Kilometer wert!
Von der Natur in ihren Bann gezogen, fällt es uns diesmal leicht, ein neues Ziel für die nächsten Tage festzulegen. Byfield National Park. Dieses Gebiet liegt nordöstlich von Rockhamptom und die Bilder in den Broschüren sehen viel versprechend aus.
Was man auf den Bildern jedoch nicht erkennen konnte, ist dass man um dort hin zu kommen, eine ziemlich lange Strecke durch tiefste Sanddünen fahren muß. Dort angekommen quält sich unser Auto dann schon eine Stunde durch den tiefen Sand und dann kommt auch noch dieser verdammt lange Anstieg. Wir versuchen einige Male den Berg zu überqueren, aber bleiben immer wieder stecken. Müssen immer wieder zurücksetzen und dann mit noch mehr km/h auf dem Tacho versuchen da hoch zu kacheln. Ohne Erfolg. Irgendwann sind wir kurz davor umzudrehen und diesen Ort wieder zu verlassen. Doch dann springt plötzlich der Kerl hinter uns aus seinem Wagen. Mal eben überholen kann man hier nämlich nicht so einfach, das heißt er hat das ganze Spektakel miterlebt. Er steigt aus, fragt ob alles in Ordnung sei und gibt uns ein paar Tipps. Aber auch das bringt alles einfach nichts. Wir bleiben immer wieder im Sand stecken. Wir sagen ihm, dass wir einfach umdrehen. Doch er ist sich sicher, dass wir es da hoch schaffen können. Wir fahren unser Auto in den Busch neben die Sanddüne, so dass er uns überholen kann. Dann wird das Abschleppseil ausgepackt. Wir verbinden beide Autos und dann gehts mit Ach und Krach den Berg hoch. Also sagen wir bis zur Hälfte. Denn dann bleibt auch er stecken. Wir müssen dazu sagen, dass wir aufgrund der Kohle natürlich einen verdammt einfachen Wagen gekauft haben. Im Vergleich zu den Maschinen, die die Einheimischen fahren, ist unser Auto eher niedlich!
Abschleppmanöver |
Wir versuchen es ein zweites und ein drittes mal, doch bleiben jedes mal stecken. So langsam sind die Motoren heiß gelaufen und wir sind alle zu einer kleinen Pause gezwungen. Wir überlegen uns, dass selbst wenn wir es heute schaffen, da hoch zu kommen, wir ja aber auch wieder irgendwann zurück müssen. Wenn dann niemand in der Nähe ist, um uns zu helfen, sehen wir ganz schön alt aus. Wir bedanken uns und sind fest entschlossen umzudrehen. Doch der freundliche Local meint, dass er uns heute auf jeden fall noch da hoch bekommt. Der Rückweg sei kein Problem, da die andere Seite des Hügels längst nicht so steil sei. Also gut. Wir verändern die Taktik. Mittlerweile sind auch einige seiner Freunde angekommen, die ebenfalls stecken bleiben. Wir suchen also alle Abschleppseile aller Autos zusammen, basteln daraus ein verdammt Langes, verbinden wieder unsere Autos und der nette Local fährt mit seinem Wagen schonmal hinter den Hügel. So muß zumindest sein Wagen nicht mehr gegen den Anstieg ankämpfen. Nur einen Versuch später schaffen auch wir es dann über den Hügel. Wir schaffen es tatsächlich. Und der einzige, der daran geglaubt hat, ist der Fremde.
Diese Erfahrung machen wir übrigens einige Male auf Australiens Strassen. Es wird nicht gehupt, keiner hats eilig oder ärgert sich, dass es nicht voran geht. Im Gegenteil. Man versucht alles gemeinsam und investiert Zeit, um irgendwie weiter zu kommen. Sobald man am Strassenrand steht -um vielleicht nur etwas hinten aus dem Auto zu holen-halten die Leute an und fragen ob alles in Ordnung sei, oder man Hilfe braucht. Und besonders im 4WDing macht man sich einen Sport daraus, anderen Leuten zu helfen, Autos aus Sand, riesigen Matschlöchern oder Flüssen zu ziehen. Das gehört einfach zum Abenteuer dazu. Großartig!
Eine weitere halbe Stunde später sind wir dann endlich am Ziel. Ein riesiger, weiter Strand und weit und breit keine Menschenseele. Es gibt vier kleine Buchten auf den Sanddünen, die zum campen vorgesehen sind. Wir verbringen dort zwei absolut traumhafte Tage.
Byfield NP |
Dann geht es wieder weiter. Immer weiter Richtung Norden. Wir durchfahren Mackay, füllen noch mal alle Lebensmittelvorräte auf und fahren von da aus wieder ein Stückchen Landeinwärts. Unser nächstes Ziel heißt Eungella National Park. Diese Gegend wurde uns wärmstens ans Herz gelegt. Es ist der älteste und größte Streifen subtropischen Regenwalds in Australien. Außerdem bekannt dafür, Platypus (Schnabeltiere) beobachten zu können. Die Entdeckungsreise wird einem aber leider ,oder sollte man sagen zum Glück erschwert. Es war nämlich kaum möglich längere Wanderungen zu machen und somit tief in den wald einzutauchen. Es gab nur wenige und kurze Tracks, da die Regierung natürlich versucht, diesen Wald zu erhalten. Innerhalb eines Tages waren wir also durch mit unserem Programm. Dafür haben wir Schnabeltiere und unsere erste ziemlich große Schlange in freier Wildbahn gesehen. Eine ca. 1,50m große Python. Das war ganz schön aufregend!
Die Nacht bricht an diesem Tag schneller über uns herein als erwartet. Wir brauchen also einen Ort, an dem wir übernachten können. Und es gibt tatsächlich weit und breit nichts, außer dem Platypus Buschcamp. Einem einfachen Campingplatz, mit Open air Duschen, Toiletten, in denen Frösche leben und einem natürlichen Swimming Pool in einem Bachlauf. Genau das richtige, um die nächste Tour zu planen. Die Whitsundays.
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