Mittwoch, 29. August 2012

Richtung Norden


Eigentlich gehen wir immer gleich vor, wenn wir einen neuen Ort erreichen. Wenn uns nicht schon vorher etliche Leute empfohlen haben, uns dies oder das anzuschauen, steuern wir das nächste Touristen Info Center an. In jedem noch so kleinen Ort findet man eins. Dort kann man sich dann über die Umgebung, Sehenswürdigkeiten, nah gelegene National Parks und Campmöglichkeiten informieren. Entweder unterhält man sich mit fast immer unmotivierten Mitarbeitern, oder man schnappt sich ein paar Broschüren und macht sich sein eigenes Bild. Wir machen immer beides, weil dann doch mal ein wirklich guter Tipp dabei sein kann.

Nachdem wir Fraser Island wieder verlassen haben, fällt es uns allerdings erstmal ein bisschen schwer, sich für etwas so richtig zu begeistern. Einfach weil dieser Trip wirklich ultimativ war. Wir fahren also einfach an der Küste entlang Richtung Norden. Werfen einen Blick auf Hervey Bay, Bundaberg, Agnes Water und 1770 und entscheiden uns dann einen National Park in der Nähe von Rockhampton genauer unter die Lupe zu nehmen. Der Blackdown Tableland NP liegt ca. 180km westlich von Rockhampton. So weit landeinwärts sind wir tatsächlich noch nicht gefahren. Und das spannende dabei ist, dass sich das Land und die Umgebung sofort verändern. Wir fahren an den ersten Bottle Trees vorbei. Das sind Bäume, die –wie der Name schon sagt- aussehen wie eine Flasche. Der Stamm unten ist breit und wird oben kurz vor der Baumkrone ganz schmal. Diese Bäume sind typisch fürs Outback, das Northern Territory und Western Australia. Außerdem wird das Land weiter und trockener. Rinder soweit das Auge reicht. Und wir begegnen vielen Schwertransport -Fahrzeugen, da sich noch ein ganzes Stückchen weiter landeinwärts ein riesiges Mienengebiet befindet. Und wie so oft ist dies die einzige Strasse, die die Küste mit dem Landesinneren verbindet. 
Der National Park befindet sich auf einem ca. 600m hohen Sandsteinplateau. Die Einfahrt führt durch flaches Land, auf dem sich hunderte Rinder tummeln und die Strassen versperren. An einem Baum hängen tote Dingos. Wahrscheinlich um diese wilden Hunde davon abzuhalten, Rinder zu reißen. Dann geht es irgendwann für einige Kilometer steil bergauf. Oben angekommen ist die Sicht bereits atemberaubend weit.


Tote Dingos zur Begrüßung


Es gibt insgesamt fünf Walking Tracks zwischen 2 und 7km in dem National Park. Wir entscheiden uns dafür erstmal eine kleine Tour zu machen. Vorbei an riesigen Felsen und Wasserläufen, erscheint der Park erstmal nicht sehr besonders. Irgendwann markieren Steine dann auch schon das Ende des Weges und wir sind ziemlich enttäuscht. Das solls gewesen sein? Dann entdecken wir eine Art Trampelpfad und laufen den natürlich erst nochmal ein Stückchen weiter. Es wird immer felsiger, der Busch wird immer dichter. Der Wasserlauf neben uns wird immer breiter. Wir hüpfen über ein paar Felsen, so dass wir irgendwann auf einer größeren, felsigen Insel in einem kleinen Fluss stehen und dann können wir unseren Augen kaum glauben. 50m vor uns bildet sich der Wasserlauf zu einem Wasserfall. Von da aus fällt das Wasser ca.20m tief in eine Art Rock Pool, bevor es dann nochmal einige Meter tiefer fällt. Vor uns öffnet sich der Busch wie der Vorhang im Theater und wir blicken über satt grüne Schluchten und Berge ins weite Land. In diesem Moment haben wir uns wie Könige gefühlt. Wir, ohne eine weitere Menschenseele an diesem absolut magischen Ort. Wir klettern immer weiter. Versuchen jeden Felsen zu erklimmen, jede noch so kleine Ecke zu erforschen. Stunden vergehen, ohne dass wir es bemerken.

Natürlich bleiben wir über Nacht auf einem Campingplatz im National Park, um dann hoffentlich morgen nochmal von den Socken gehauen zu werden. 
Wir starten früh am nächsten Morgen mit den nächsten Tracks. Wieder zieht uns die Natur in ihren Bann. Wir lieben es über Felsen von Flüssen zu laufen, die nur mit wenig Wasser gefüllt sind. Doch die Magie des gestrigen Tages ist nicht zu toppen. Noch nicht. Der letzte Track ist mit 7km der längste. Wieder gehen wir erstmal durch eher öde Buschlandschaft. Wir gehen bergab. Je weiter wir runter laufen, desto mehr verändert sich der Busch zum Regenwald. Bäume verdichten sich, das Grün wird saftiger. Dann wird der staubige Weg zu felsigen Stufen, die uns schnell noch sehr viel tiefer in den Regenwald befördern. Unten angekommen stehen wir plötzlich im Paradies. Das was vorher noch von dichtem Grün verdeckt wurde, erscheint jetzt in voller Pracht. Wir stehen am Fuße eines Wasserfalls. Riesige Palmen so weit das Auge reicht. Etliche Rock Pools reihen sich aneinander. Das Wasser fällt von hier aus immer tiefer und tiefer in den nächsten Rock Pool. Wieder haben wir diesen Ort für uns alleine. Und wieder versuchen wir jede Ecke zu erschließen. Dieser Ort ist so absolut friedlich. Du vergisst alles um dich herum.


Blackdown Tableland Nationalpark

Im Nachhinein betrachtet gehört der Blackdown Tableland National Park mit zu den Top ten der schönsten Plätze, an denen wir waren. Vielleicht auch, weil wir vorher noch nichts davon gehört haben und keine großen Erwartungen hatten. Es war die Extra-Kilometer wert!

Von der Natur in ihren Bann gezogen, fällt es uns diesmal leicht, ein neues Ziel für die nächsten Tage festzulegen. Byfield National Park. Dieses Gebiet liegt nordöstlich von Rockhamptom und die Bilder in den Broschüren sehen viel versprechend aus.

Was man auf den Bildern jedoch nicht erkennen konnte, ist dass man um dort hin zu kommen, eine ziemlich lange Strecke durch tiefste Sanddünen fahren muß. Dort angekommen quält sich unser Auto dann schon eine Stunde durch den tiefen Sand und dann kommt auch noch dieser verdammt lange Anstieg. Wir versuchen einige Male den Berg zu überqueren, aber bleiben immer wieder stecken. Müssen immer wieder zurücksetzen und dann mit noch mehr km/h auf dem Tacho versuchen da hoch zu kacheln. Ohne Erfolg. Irgendwann sind wir kurz davor umzudrehen und diesen Ort wieder zu verlassen. Doch dann springt plötzlich der Kerl hinter uns aus seinem Wagen. Mal eben überholen kann man hier nämlich nicht so einfach, das heißt er hat das ganze Spektakel miterlebt. Er steigt aus, fragt ob alles in Ordnung sei und gibt uns ein paar Tipps. Aber auch das bringt alles einfach nichts. Wir bleiben immer wieder im Sand stecken. Wir sagen ihm, dass wir einfach umdrehen. Doch er ist sich sicher, dass wir es da hoch schaffen können. Wir fahren unser Auto in den Busch neben die Sanddüne, so dass er uns überholen kann. Dann wird das Abschleppseil ausgepackt. Wir verbinden beide Autos und dann gehts mit Ach und Krach den Berg hoch. Also sagen wir bis zur Hälfte. Denn dann bleibt auch er stecken. Wir müssen dazu sagen, dass wir aufgrund der Kohle natürlich einen verdammt einfachen Wagen gekauft haben. Im Vergleich zu den Maschinen, die die Einheimischen fahren, ist unser Auto eher niedlich!


Abschleppmanöver


Wir versuchen es ein zweites und ein drittes mal, doch bleiben jedes mal stecken. So langsam sind die Motoren heiß gelaufen und wir sind alle zu einer kleinen Pause gezwungen. Wir überlegen uns, dass selbst wenn wir es heute schaffen, da hoch zu kommen, wir ja aber auch wieder irgendwann zurück müssen. Wenn dann niemand in der Nähe ist, um uns zu helfen, sehen wir ganz schön alt aus. Wir bedanken uns und sind fest entschlossen umzudrehen. Doch der freundliche Local meint, dass er uns heute auf jeden fall noch da hoch bekommt. Der Rückweg sei kein Problem, da die andere Seite des Hügels längst nicht so steil sei. Also gut. Wir verändern die Taktik. Mittlerweile sind auch einige seiner Freunde angekommen, die ebenfalls stecken bleiben. Wir suchen also alle Abschleppseile aller Autos zusammen, basteln daraus ein verdammt Langes, verbinden wieder unsere Autos und der nette Local fährt mit seinem Wagen schonmal hinter den Hügel. So muß zumindest sein Wagen nicht mehr gegen den Anstieg ankämpfen. Nur einen Versuch später schaffen auch wir es dann über den Hügel. Wir schaffen es tatsächlich. Und der einzige, der daran geglaubt hat, ist der Fremde.
Diese Erfahrung machen wir übrigens einige Male auf Australiens Strassen. Es wird nicht gehupt, keiner hats eilig oder ärgert sich, dass es nicht voran geht. Im Gegenteil. Man versucht alles gemeinsam und investiert Zeit, um irgendwie weiter zu kommen. Sobald man am Strassenrand steht -um vielleicht nur etwas hinten aus dem Auto zu holen-halten die Leute an und fragen ob alles in Ordnung sei, oder man Hilfe braucht. Und besonders im 4WDing macht man sich einen Sport daraus, anderen Leuten zu helfen, Autos aus Sand, riesigen Matschlöchern oder Flüssen zu ziehen. Das gehört einfach zum Abenteuer dazu. Großartig!

Eine weitere halbe Stunde später sind wir dann endlich am Ziel. Ein riesiger, weiter Strand und weit und breit keine Menschenseele. Es gibt vier kleine Buchten auf den Sanddünen, die zum campen vorgesehen sind. Wir verbringen  dort zwei absolut traumhafte Tage.


Byfield NP


Dann geht es wieder weiter. Immer weiter Richtung Norden. Wir durchfahren Mackay, füllen noch mal alle Lebensmittelvorräte auf und fahren von da aus wieder ein Stückchen Landeinwärts. Unser nächstes Ziel heißt Eungella National Park. Diese Gegend wurde uns wärmstens ans Herz gelegt. Es ist der älteste und größte Streifen subtropischen Regenwalds in Australien. Außerdem bekannt dafür, Platypus (Schnabeltiere) beobachten zu können. Die Entdeckungsreise wird einem aber leider ,oder sollte man sagen zum Glück erschwert. Es war nämlich kaum möglich längere Wanderungen zu machen und somit tief in den wald einzutauchen. Es gab nur wenige und kurze Tracks, da die Regierung natürlich versucht, diesen Wald zu erhalten. Innerhalb eines Tages waren wir also durch mit unserem Programm. Dafür haben wir Schnabeltiere und unsere erste ziemlich große Schlange in freier Wildbahn gesehen. Eine ca. 1,50m große Python. Das war ganz schön aufregend!
Die Nacht bricht an diesem Tag schneller über uns herein als erwartet. Wir brauchen also einen Ort, an dem wir übernachten können. Und es gibt tatsächlich weit und breit nichts, außer dem Platypus Buschcamp. Einem einfachen Campingplatz, mit Open air Duschen, Toiletten, in denen Frösche leben und einem natürlichen Swimming Pool in einem Bachlauf. Genau das richtige, um die nächste Tour zu planen. Die Whitsundays.

Mittwoch, 15. August 2012

On the road again


Höchst motiviert und sehr glücklich Caboolture verlassen zu können, starten wir am 02. August in unser nächstes Abenteuer. Noosa heißt unser erstes Ziel. Es liegt ca. 180km nördlich von Caboolture und wir waren bereits mit Nicola dort. Dieser Ort ist aber auch einfach zu schön, um ihn nicht nochmal anzusteuern. Außerdem kommt man nur von Noosa aus nach Colloola und von dort aus legt wiederrum die Fähre nach Fraser Island ab. Die Insel, die man gesehen haben muß! Und dann genießen wir die erste Nacht in unserem neuen zu Hause. Dem Penthouse, wie wir es nennen. Unser Roof top tent sieht vielleicht auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig aus, aber wir lieben es bereits nach der ersten Nacht. Super bequem, ziemlich viel Platz und der Blick von da oben ist wirklich großartig. Außerdem kann nachts kein Känguruh aus Versehen über die Zeltschnur stolpern und dich aus dem Schlaf reißen. Denn du schläfst schön weit oben auf dem Autodach.

Womit wir allerdings in der ersten Nacht nicht gerechnet haben, ist dass es nachts noch so verdammt kalt ist. Die letzten Wochen haben wir im Haus verbracht und schließlich ist immer noch Winter. Wir fahren also am nächsten Tag erst noch einmal in die nächste Mal, um ein paar warme Schlafsäcke zu kaufen. Natürlich erst nachdem wir die bereits bekannten Känguruhs ausgiebig beobachtet haben. Und diesmal sind auch Papageien mit beim Frühstück dabei. Die Sorgen der letzten Wochen geraten schnell in den Hintergrund und schon sehr schnell sind wir wieder im Traveller-Modus. Morgens mit der Sonne aufstehen, Frühstücken am Strand, die Sonne und das Meer genießen , ein bisschen angeln, Spaziergänge, ein Kaltgetränk hier und da und schon bald nach dem Sonnenuntergang geht’s hoch ins Penthouse, um noch etwas zu lesen oder um Landkarten und Reiserouten für die nächsten Tage zu studieren.



Noosa


Von Noosa aus geht es dann nach nur kurzer Zeit weiter nach Colloola. Für uns besonders aufregend, da es der erste Ort ist, den man wirklich nur mit einem  4WD ( Four Wheel Drive) erkunden kann. Von den Verkäufern unseres Auto haben wir noch den Tipp bekommen, mit ordentlich Geschwindigkeit auf den Strand aufzufahren. Der Übergang von Straße und Strand ist oft einfach sehr zerfahren und der Sand ist sehr weich, so dass tiefe Fahrspuren entstehen und viele Autos direkt stecken bleiben. Wir stehen also in den Startlöchern. Ungefähr 100m vor uns beginnt der Strand. Dann gibt Sebastian ordentlich Gas, Jessi klammert sich schonmal irgendwo fest und dann werden wir zum ersten mal so richtig durchgeschüttelt im Auto. Werden von links nach rechts geschleudert und das Auto macht einen ordentlichen Satz. Und dann fahren wir plötzlich ganz ruhig und entspannt über den Strand und ich kann mich noch sehr gut an dieses unglaubliche Freiheitsgefühl erinnern. Wir, unser Auto, dieser absolut hinreissende, weite Strand und direkt neben uns der Ozean. Die Fenster weit auf, laute Musik und dann fahren wir eine halbe Stunde lang einfach immer weiter und geniessen wortlos diese atemberaubende Atmosphäre.



Campen in Cooloola

Es gibt bestimmte Strandabschnitte, an denen man bedenkenlos  campen kann. Dafür muß man im Voraus eine Hotline anrufen und einen kleinen Beitrag mit der Kreditkarte bezahlen. Pro Nacht für zwei Personen $10,90. Sehr günstig. Wir entscheiden uns dafür die erste Nacht zu bezahlen und dann aber erstmal zu checken wann und auf welche Weise das dann geprüft wird. Denn auch knappe $11 können einem irgendwann die Hosen ausziehen, wenn man sie täglich bezahlt, aber nur ein limitiertes Budget hat. Wir werden nie kontrolliert.
Unser Ziel in den nächsten Tagen ist Rainbow Beach. Das ist der Ort, an dem eine Autofähre uns nach Fraser Island rüber bringt. Dafür müssen wir eine Strasse (eigentlich ist es eine Sanddüne)benutzen, die durchs Landesinnere führt, da der Strand weiter nördlich aufgrund erheblicher Erdrutsche gesperrt ist.Und dann bleiben wir natürlich prompt stecken. Mit der Schaufel versuchen wir uns vom Sand frei zu graben, vergebens. Sehr bald schon bietet sich dann aber jemand an, uns rauszuziehen. Alltag im 4WDing. Beim zweiten Versuch klappts dann dank 20km/h mehr aufm Tacho. Außerdem gibt es keinen anderen Weg zur Fähre. Und Fraser Island ist für uns und jeden 4WD-Besitzer ein absolutes Muß. Selbst wenn man kein Auto besitzt, sollte man sich überlegen eine organisierte Tour  dorthin zu buchen. Fraser Island gehört zu den beliebtesten Reisezielen Australiens. Wir buchen ein Ticket für die Fähre an einem Kiosk im letzten Ort vor der Insel, stocken nochmal alle Vorräte im Supermarkt auf und kommen dann an einen Strand, an dem bereits andere Autos zu warten scheinen. Sonst gibt es hier nichts, keine Anlegestelle, kein Schild, nichts. Aber wozu auch?! Die Fähre legt am Strand an,die Klappe geht auf, Autos runter, Autos rauf, fertig. Typisch Australien halt. Funktioniert einfach alles. Auch ohne den typisch deutschen Schilderwald.


Fähre nach Fraser Island

Auf Fraser Island angekommen, warten wir erstmal eine halbe Stunde am Strand und fahren dann weiter. Es gibt nämlich zwei Möglichkeiten. Eine Inland- Straße, wahrscheinlich schon vollkommen zerklüftet vom vielen Verkehr, oder den Strand, den wir als Straße lieben gelernt haben. Allerdings ist gerade noch Flut, so dass einige Hindernisse nicht umfahren werden können. Eine halbe Stunde später sieht das Ganze dann schon besser aus. Das Wasser geht relativ schnell zurück und Dinge wie umgefallene Bäume können einfach umfahren werden, ohne dass man dabei durchs Wasser fahren muß. Die Gefahr dabei ist nämlich, dass man im nassen Sand versinkt und das immer wieder angespülte Wasser einen immer weiter eingräbt. Davor wird ausdrücklich gewarnt, bevor man auf die Insel fährt. Vor allem Touristen überschätzen sich, bleiben stecken und verlieren ihr Auto. Auch wir machen im Laufe des Tages noch einen typischen Touristenfehler. Wenn man über den Strand fährt, gelangt man immer wieder an so genannte Wash outs. Das sind Ausläufer kleinerer Flüsse, die aus dem Landesinneren über den Strand ins Meer fließen. Einige können recht tief sein, doch aufgrund der Sonneneinstrahlung erkennt man dies nicht rechtzeitig. Wir kommen also an einen Wash out, reduzieren die Geschwindigkeit und knallen dann aber plötzlich einen halben Meter tief ins Wasser. Der Motor geht aus. Wir bekommen Panik. Rollen dann aber noch gerade wieder so auf den trockenen Sand. Wären wir im Wasser stehen geblieben, wären wir innerhalb weniger Minuten vom Sand eingegraben worden und hätten unser Auto wahrscheinlich für SEHR viel Geld da raus ziehen lassen müssen. Schrottreif wäre es dann auch gleich gewesen. Nun gut. Wir stehen auf dem trockenen und der Motor lässt sich für mehrere Minuten nicht starten. Natürlich denkt man gleich daran, dass der Motor kaputt ist, weil er vielleicht Wasser gezogen hat. Dann müssten wir ihn auch abschleppen lassen. Auch das wäre teuer. Der Wagen wäre schrott und unsere Reise wohl erstmal vorbei.

Wir lassen den Wagen erstmal stehen, gehen ein paar Schritte, um den Kopf wieder etwas frei zu bekommen und 20 Minuten später lässt sich der Wagen wieder starten. Kein Lämpchen leuchtet und der Wagen verhält sich ganz normal. Glück gehabt. Doch in der Zukunft werden wir extrem vorsichtig sein, was das duchfahren von Wasser angeht.

Die erste Nacht verbringen wir im Zentrum der Insel. Wir campen mitten im Regenwald auf einem dafür vorgesehenen Platz. An diese Nacht können wir uns deswegen noch so gut erinnern, weil wir vergessen haben unser ungespültes Geschirr ins Auto zu stellen und eine riesige Ratte sich dann darüber hergemacht hat. Erst hat sie schön die Pfanne ausgeleckt, dann Pfannenwender und Becher über den ganzen Platz und unters Auto geschleppt. Iiihh!

Aber nicht nur Ratten sind ein Problem auf der Insel, sondern vor allem Dingos. Das Problem ist, dass einige Leute diese wilden Tiere füttern, bzw. ihre Essensreste einfach irgendwo liegen lassen. Das sorgt dafür, dass Dingos den Menschen nicht mehr scheuen und vor allem, dass sie natürlich immer wieder essen von uns haben wollen. Erst zwei Wochen vor unserem Aufenthalt auf Fraser gab es einen Zwischenfall, der zumindest Australienweit Schlagzeilen machte. Ein mittzwanziger, deutscher Tourist ist nachts betrunken durch den Wald gelaufen und hatte sich übergeben. Lecker! Dachten sich die Dingos und sind im Rudel auf ihn los. Zum Glück wurde er aber nur etwas zerfleischt und nicht getötet. Das ist eigentlich unüblich für Dingos. Normalerweise wird die Beute durch einen Biss in die Kehle zur Strecke gebracht.


Dingo


Die Insel ist aktuell also voll mit Warnschildern. Achte auf dein Essen und renne niemals weg, wenn plötzlich ein Dingo vor dir steht! Campingplätze waren deswegen teilweise umzäunt. Damit man vor allem nachts nicht ständig sehr wachsam sein muß und vor allem in Ruhe essen kann, ohne dabei von einem Dingo beobachtet und angefallen zu werden. Wir machen dort zum Glück nur Bekanntschaft mit Dingos während wir im Auto sitzen.
Die nächsten Tage verbringen wir damit, die Insel zu erkunden und das Meer zu beobachten. Zu dieser Zeit ist der Ozean voll mit Delphinen und Walen. Zum ersten mal sehen wir einen Wal aus dem Wasser schiessen, um sich anschließend mit dem Rücken zuerst wieder ins Wasser zu schmeißen. Ein unglaubliches Spektakel.




Dann machen wir Bekanntschaft mit Carl,40 und seinem kleinen Sohn Max, 6 Jahre alt. Die beiden machen Männerurlaub, angeln von morgens bis abends und essen drei mal am Tag Fisch im Bierteigmantel. Da wir bis jetzt noch nicht so wirklich erfolgreich waren, was das fischen angeht, zeigen uns die beiden wie man es richtig macht. Und siehe da, auch wir essen die nächsten drei Tage nichts anderes als Fisch in allen Variationen.
Zurückblickend war Fraser Island ein unglaubliches Erlebnis. Man ist der Natur und der Wildnis so verdammt nah und ist abgeschieden von der Zivilisation auf dem Festland. Selbst Internet- oder Handy- Empfang gab es nicht wirklich. Man ist auf sich allein gestellt und MUß für jedes Problem eine Lösung finden. Bitte mehr davon!